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 #2 Irony Of Fate

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Anna
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Anna


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BeitragThema: #2 Irony Of Fate   #2 Irony Of Fate Icon_minitime1Mo Nov 25, 2013 6:46 am


Liebes Tagebuch,
wie du weißt, passiert momentan recht viel auf dem Hof. Meine Halbschwester Sara ist nach 16 Jahren endlich bei mir angekommen und ich bin so froh, sie zu haben. Sie ist mir eine gute Freundin, doch Vivi ist natürlich auch immer für mich da. Der Hof bekam in letzter Zeit viele neue Mitglieder und das freut mich wirklich. Viele wunderbare Pferde haben wunderbare Besitzer gefunden und einige Fohlen erblickten das Licht der Welt. Auch ein neuer Nachkomme von Star ist jetzt auf dem Hof vertreten – vielleicht wird er einmal genauso ein Hübscher wie sein Papa.
Was meinen Vater angeht... Zwar ist Sara aufgetaucht und sie hat mir auch erzählt, er wolle nach Deutschland zurückkehren, doch so richtig glaube ich noch nicht daran. Selbst wenn, weiß ich nicht, ob ich ihn sehen will. Er hat mich diese ganzen Jahre im Stich gelassen, jetzt brauche ich ihn auch nicht mehr. Ich habe meine eigene Familie. Ich habe Dylan, meine Oma, die Pferde und jetzt auch Sara – das reicht mir, ich brauche meinen Vater nicht.
Ich muss jetzt aufhören, die Pferde warten.
Anna


Schnell verstaute ich das kleine Büchlein mit dem dunkelroten Einband in meiner Nachtischschublade und stand dann auf. Es war noch früh am Morgen und ich wollte heute viel machen. Meine Pferde sollten heute allerdings nur die zweite Geige spielen, es gab andere Dinge, die zu erledigen waren. Mit federnden Schritten ging ich durch den Flur und schielte nur kurz in die Küche. Dylan war anscheinend schon draußen. Ich hatte ihn heute beauftragt Call mit Sara fertig zu machen und sie dann draufzusetzen. Er würde dann Canadian Star machen und Uncut war an Kat abgeschoben worden. So musste ich nur noch mit Melody etwas machen und ich wusste auch schon genau, wo ich bei ihr ansetzte. Sie sperrte sich in letzter Zeit vollkommen und deswegen war jetzt eine Wendung angesagt. In nächster Zeit wollte ich mich einfach mal in Bodenarbeit versuchen. Das war nicht so anstrengend für mich, aber dafür anstrengender für Melis Gehirn. Aber dafür musste ich jetzt erstmal los und mir eine freie Halle suchen, sonst durfte ich bis heute Abend warten.
Schnell trabte ich die Treppe herunter und schlüpfte unten in meine Lederstiefelletten. Als ich vor die Tür trat, wehte mir ein frischer Wind um die Nase, aber der Himmel war klar und makellos. Wie ein hellblaues Tuch aus Samt lag er da und die Sonne strahlte vom Himmel. Das zögerliche Zwitschern einiger Vögelchen schallte von einigen der Bäume und Büsche herüber. Endlich Frühling. Tief atmete ich den Duft der aufblühenden Natur ein und lauschte auf die Geräusche der Natur. Vögel, die zwitscherten, das Wiehern von Pferden, der brausende Wind in den Bäumen des kleinen Wäldchens – das alles war der Frühling auf Nebelreiter.
„Guten Morgen, Anna!“ Emilys Stimme holte mich aus meinen Gedanken. „Morgen, Emily. Schon so früh?“, antwortete ich ihr mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie nickte. „Ja, ich wollte heute morgen ausreiten und dann später nochmal in die Stadt.“ - „Achso.“ Damit war unsere kleine Unterhaltung beendet und ich setzte meinen Weg zum Offenstall fort. Noch keine der beiden kleinen Gruppen von Pferden waren draußen, also beschloss ich, Gruppe 1 herauszulassen. Unter anderem gehörten dazu die Fjordpferdstute Bjalla und auch Gabriel's Dream, die meist aber nicht einmal herauskam. Umso glücklicher war ich, dass Sara sich jetzt um sie kümmerte. So hatte die Stute eine zweite Chance und Sara würde ein erstklassiges Lehrpferd bekommen, wenn sich die 15-jährige Stute wieder reiten ließ. In diesem Alter konnte sie durchaus noch hohe Leistungen abrufen – jedenfalls rein theoretisch. Als ich die Außentür der Schimmelstute öffnete, überraschte sie mich doch tatsächlich mit einem Blick in meine Richtung und ein paar Ohren, die man schon fast als aufgerichtet werten konnte. „Hallo, Kleine.“, begrüßte ich die Stute mit sanfter Stimme. Klapp! Die Ohren waren wieder unten. Schmollend verzog ich das Gesicht. „Dann nicht.“, grummelte ich vor mich hin, während ich mich an Pferden vorbei schlängelte und in den Stall ging.

Melody guckte auch nicht besonders begeistert, als sie merkte, dass ich nicht da war, um ihr etwas zu fressen zu geben. Doch ich ließ mich nicht provozieren. Rutiniert nahm ich mir ihr Lederhalfter und den roten Strick. In der Box kam die Braune tatsächlich zu mir, aber auch nur aus reiner Neugier, ob ich ihr etwas mitgebracht hatte. Ihr warmer Atem strich über meine Hände und als ich die Hand nach ihr ausstreckte fühlte ich ihre Wärme. Das Muskelspiel ihres starken Körpers spiegelte jede noch so kleine Bewegung wieder. Ein sanftes Brummen entkam meiner Stute und sie stupste mich etwas heftiger als ich erwartet hätte in die Seite. „Pff!“, machte ich und legte dann sanft aber bestimmt meine Hand auf ihren Nasenrücken. So zog ich sie ein Stück zu mir herunter und halfterte sie auf. Mit einem Schnauben entzog sie sich schließlich wieder, nur um mir kurz darauf auf die Stallgasse zu folgen. Vor einer Box, deren Nachbarbox keinen Bewohner hatte, band ich sie an und ging dann in die Sattelkammer. Aus dem Schrank schnappte ich mir Melodys Putzbox und eine Longe. Ob ich die Longe brauchte, würde ich später noch entscheiden. Aus reiner Vorraussicht ließ ich die Braune einfach ungeputzt und bürstete ihr nur einmal kurz über das ungeschorene Fell. Ein paar Strohhalme hatten sich im Schweif verfangen, die ich ebenfalls entfernte. Dann hakte ich die Longe in den Ring ihres Halfters ein und entfernte mittels Sicherheitshaken den Führstrick.

In der Freilufthalle war es still als ich eintrat – gut so. In der Bahn schloss ich die Tür und hakte dann die Longe aus, die ich aufrollte und mir dann an eine Gürtelschlaufe meiner Hose hängte. „Hopp!“, rief ich und scheuchte Meli leicht vorwärts. Aufgeweckt trabte sie los, wohl froh mich endlich los zu sein. Im geschwungenen Trab, hoch erhobenem Kopf und gehobenem Schweif lief sie an das andere Ende der Halle und blieb dort vorerst stehen. Die Nase wanderte nach unten und wirbelte ein paar Sandkörner empor. Mit langsamen, überlegten Schritten ging die Stute vorwärts in die Mitte des oberen Zirkels. Dort schien sie den Sand als perfekt zu empfinden, um sich zu wälzen, und ließ sich langsam mit einem Geräusch, das einem Seufzen ähnelte auf den Boden nieder. Etwas ungeschickt sah es aus, wie sie sich wälzte und die Hufe dem Himmel empor streckte nur um dann wieder auf die Seite zu fallen und von neuem zu beginnen. Melody war sehr sorgfältig, was das Wälzen betraf und so war ich froh darüber, sie nicht geputzt zu haben. Dafür würde ich sie nach dem Training umso mehr putzen müssen.
Schließlich, als nichts mehr zu tun war, kam meine Stute wieder zu mir und stupste mich leicht am Arm an. „Na, du Dreckpferd.“ Ein Lachen entfloh meinem Mund. Die Braune schüttelte sich nur und eine Staubwolke stiegt von ihrem Körper auf. Die kleinen Partikel flogen hoch und sanken leicht wie Schneeflocken zu Boden. Dort verschwanden sie im endlosen Meer der Sandkörner.
Mit einem Schnalzen versuchte ich die Stute dazu zu animieren mir zu folgen und tatsächlich tat sie es. Im Trab lief sie hinter mir einmal durch die Bahn, bis ich mich umdrehte und stehen blieb. Ich hob meine Hand und sagte schließlich deutlich „Halt!“, als sie stand. Mein Vorhaben hatte das Ziel, ihr einige Kommandos näher zu bringen, die durchaus von Vorteil sein konnten. Die Grundsachen an der Longe beherrschte sie natürlich, doch ohne Verbindung war das eine ganz eigene Geschichte. Da mir Melody heute sehr gut gefiel und ich vor ein paar Tagen meine ersten Springstunden mit ihr genommen hatte, beschloss ich einige Stangen zu Hilfe zu nehmen. Es lagen ein paar in der Ecke der Halle, ich hatte sie gestern schon mit Star benutzt. Vorerst kullerte ich zwei davon auf die Mittellinie, später würden mehr folgen. Wieder joggte ich los und Melody folgte mir. Ich drehte eine Runde, bis ich auf die Mittellinie abbog. Jetzt sollte sie vorerst zwischen den Stangen hindurch. Da sie sich noch etwas schwer mit den bunten, langen Dingern tat, übte ich dies. Um ihre Aufmerksamkeit ein wenig auf mir zu haben, drehte ich mich um und rief sie. „Komm, mein Mädchen. Hopp, hopp!“ Und tatsächlich trabte sie seelenruhig zwischen den Stangen hindurch. Zwar guckte sie kurz hinunter, doch sonst interessierte sie sich nicht dafür. Diese Übung wiederholte ich einmal, ehe ich zwei weitere Stangen hinzuholte. Diesmal baute ich ein Stangen-L mit genug Platz, um die Kurve zu gehen, damit sich nicht allzu sehr verbiegen musste. Und wieder joggte ich los mit meiner Braunen durch das Stangen-L. Alles überhaupt kein Problem. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass dieses rumgezicke unter dem Sattel nur den Zweck hatte, mich am Boden zum Schwitzen zu bringen. Aber das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen, jetzt würden wir das machen, was sie nur sehr selten fehlerfrei machte – Trabstangen. Also zog ich die Stangen los herum, dass daraus Trabstangen wurden – vier an der Zahl. Bei jeder Stange nahm ich Maß und rollte sie dahin, wo ihr von mir bemessener Platz war. Dann ging ich zu Melody, die neben den Stangen stand und mir beim umräumen zu guckte. „So, Mädchen, jetzt wollen wir das doch mal versuchen.“, meinte ich zu ihr und joggte erneut los, wobei ich die Runde extra jetzt ausließ. Die Trabstangen fielen mir etwas schwer, weil ich mehr auf meine Schritte achten musste, doch als ich durch war und über die Schulter guckte, sah ich, wie schön meine Kleine ihre Hufe heben konnte ohne Mist zu machen. Ich wiederholte sie Übung einmal und befand, dass es jetzt auch unter dem Sattel zu klappen hatte. Doch vorher, musste sie erst einmal abgaloppieren, sonst lag ich sofort unten. Also marschierte ich zielsicher auf die Bandentür zu und schnappte mir von draußen eine Peitsche. Aufmerksam stellte meine Stute ihre Ohren auf und spannte ihre Muskeln an. Ich schnalzte leicht mit der Zunge und nahm die Peitsche leicht nach vorn – das genügte, um die Stute dazu zu animieren los zu galoppieren. In der Mitte stehend beobachtete ich das Muskelspiel der Stute. Es war ein immer wiederkehrender Rhythmus, so perfekt abgestimmt und wunderschön. Die kräftigen Beine trugen sie vorwärts und warfen dabei immer und immer wieder Sand in die Höhe. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass dieses Pferd, so viele Macken es auch hatte, einfach vollkommen war. Sie war noch nicht am Ende ihrer Reise, wie ein ungeschliffener Diamant. Eines Tages, das wusste ich, würde sie großes vollbringen und ich würde dabei sein.

„Melody!“, rief ich meine Stute, nachdem ich die Peitsche weggelegt hatte. Freundlich schnaubend kam sie auf mich zu und wackelte mit der Kopf auf und ab. Ein paar Meter von mir entfernt vollführte sie ein kurzes Aufbäumen und trat einmal aus. Eine kleine Volte später kam sie dann aber wirklich zu mir. „Gutes Mädchen.“, lobte ich sie und legte meine Hand auf ihren Hals. Jetzt musste ich nur noch ein paar Zügel haben... Daran hatte ich mal wieder nicht gedacht. Mist! „Warte hier!“ Fix öffnete ich die Tür, schlüpfte hindurch und schaute, ob nicht zufällig irgendwo ein Strick, im besten Falle sogar zwei herum lagen. Einen Strick fand ich tatsächlich. Diesen nahm ich mit und hakte das eine Ende ins Halfter ein und das andere Ende knotete ich etwas dürftig fest. An diesem provisorischen Zügeln führte ich die Braune zu der Aufsteigehilfe, klopfte kurz ein wenig Sand von der Sattellage und schwang mich dann etwas mühevoll auf ihren Rücken. Mit leichtem Schenkeldruck trieb ich sie vorwärts und ritt erst eine Runde Schritt bis ich schließlich antrabte. In zügigem Tempo ging Melody vorwärts und ich arbeitete mit Paraden und Schenkel, um ihren Kopf tiefer zu bekommen. Schließlich ging sie halbwegs gestellt und minimal vor der Geraden. So konnte ich jetzt ausprobieren, was ich vorgehabt hatte. Ich trieb meine Stute ordentlich vorwärts und ging auf die Mittellinie. Ich atmete noch ein letztes Mal tief ein und spürte die gleichmäßige Muskelbewegung unter mir. Das gleichmäßige Geräusch der Hufe, die auf den Boden aufkamen, Sand hochwarfen. Die rythmische Atmung, die die Stille der Halle durch schnitt. Dann ging ich in den leichten Sitz und Meli hob ihre Hufe, wie noch nie zuvor. Ich hielt die Luft an, bis wir über die Stangen hinweg waren. Mit einem Stoß ließ ich die angehaltene Luft entweichen und ein glückliches Lächeln breitete sich auf mein Gesicht. Überglücklich das einfach mal ohne Probleme geschafft zu haben, fiel ich ihr um den Hals und klopfte sie. „Good Girl.“, flüsterte ich und drückte meine Wange an das staubige Fell. Sanft fiel sie von allein in den Schritt, was mir auch vollkommen recht war. Heute hatten wir einen Erfolg gehabt und das musste jetzt belohnt werden. Nach 5 Minuten Schritt stieg ich schließlich ab und ging mit ihr aus der Halle. Die Longe nahm ich natürlich wieder mit und den Strick ließ ich dort, wo er gelegen hatte. Wer wusste schon, wem der gehörte?

Wieder im Stall band ich sie an und schnappte mir einen Striegel. Es dauerte eine ganze Weile bis ich ihren ganzen Körper ganz gebürstet hatte und noch länger, bis ich den Dreck ausgebürstet hatte. Immer wieder strich ich die Bürste aus und zu allem Überfluss kam auch noch allerhand Fell dabei heraus. Es war also wieder Zeit für den Fellwechsel – jippi... Zuletzt verlas ich noch grob ihren Schweif und stattete sie dann mit einem Nylonhalfter aus. So brachte ich sie nun auf eine der großen Weiden. Schon bevor ich den Strick abgemacht hatte wollte sie los galoppieren und als er dann ab war, preschte sie davon zu einer kleinen Gruppe Pferde. Selbst aus der Ferne hörte man das Quietschen, als sie sich begrüßten und schon gab es Zickenkrieg. Schmunzelnd schloss ich das Gatter und hängte den Strick über den Zaun. Gerade als ich gehen wollte, kamen mir Dylan und Sara mit Call entgegen.
„Na, hat alles geklappt?“, fragte Sara grinsend und entlockte mir selbst ebenfalls eines. „Das wollte ich eigentlich gerade fragen, aber ja. Sogar besser als erwartet.“ Während Sara nun Call auf die Weide brachte, legte Dylan den Arm um meine Taille. „Wird die kleine Zicke wohl doch noch brav?“, fragte er schmunzelnd und blickte auf die Weide. Call und Melody stritten sich – zwei Zicken unter sich. „Ich denke nicht, dass sie für immer so bleiben wird.“ Ein leises Lachen kam von Dylan. Sanft nahm er meinen Kopf in seine Hände und legte seine Lippen auf meine. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn näher zu kommen. „Ich liebe dich.“, hauchte ich an seine Lippen und nahm den Kuss dann wieder auf. Sein Atem strich über meine Wange und kitzelte mich leicht. Eine unbeschreibliche Wärme erfüllte mich und ich hatte das Gefühl, dass die folgende Zeit einfach gut werden würde, besser als alles andere zuvor. Sanft löste ich mich schließlich von Dylan und rückte etwas von ihm ab. „Du weißt, dass es noch viel zu tun gibt.“, erinnerte ich Dylan sanft an meine Pflichten und eigentlichen Pläne für heute. „Ich wünschte, du hättest nicht so viel zu tun.“ Ein anzüglicher Blick streifte mich und ein Lachen entfloss mir. „Achja? Ich verspreche dir, dass ich mir morgen Zeit für dich nehmen werde.“ Mit einem koketten Lächeln wandte ich mich von ihm ab und marschierte ein wenig übertrieben selbstbewusst und arschwackelnd zu den Ställen zurück. „Ich hoffe, du hältst dein versprechen!“, rief Dylan mir noch hinterher, ehe er sich wieder an Sara wandte. Mit einem Blick über die Schulter bekam ich noch mit, dass Sara ihn sanft in die Seite boxte und etwas zu ihm sagte. Ein Grinsen stahl sich auf mein Gesicht und mit federnden Schritten setzte ich meinen Weg fort.

„Aylien?“, fragte ich in den Hengststall hinein. Meine Stimme halte nicht, doch ein Wiehern spiegelte mich wieder. „Ja, ich bin hier!“, kam schließlich Ayliens Stimme aus Gins Box. Vorsichtig trat ich an die Boxentür und sah sie bei dem Hengst stehen, der ihre Aufmerksamkeit sichtlich genoss. Der schöne Rappe kaute genüsslich auf ein bisschen Heu herum und hatte die Ohren entspannt. „Hi, ich wollte dich eigentlich fragen, wie du mit ihm klar kommst, aber sieht ja ganz gut aus.“, stellte ich fest und lächelte Aylien freundlich an. „Ja, ich weiß auch nicht, was unser Stallburschen immer haben.“ Sie zuckte mit den Schultern und schnappte sich eine Mähnenbürste aus dem Putzkasten, der unter dem Futtertrog stand. „Er braucht dringend einen Reiter, der etwas mit ihm anstellen kann. Du scheinst mir dafür geeignet zu sein. Überleg's dir.“, meinte ich etwas nachdenklich und zog mich dann wieder von der Box zurück. Die Blonde wirkte nachdenklich, ich ließ sie lieber erst einmal in Ruhe. Beim Rausgehen ging ich kurz bei Star vorbei, öffnete die Boxentür einen Spalt und streichelte seinen Hals. Mit einem leisen Brummeln stupste er ich an und brachte mich so zum Lachen. „Ist ja gut, komm her.“, lachte ich und steckte ihm ein Leckerli ins Maul. Er kaute knuspernd darauf herum und zog sich dann wieder in die Box zurück, als ich ihn leicht weg schob.
Nun machte ich mich erst einmal auf den Weg ins Haus, um mich umzuziehen. Ich musste noch ins Dorf – einkaufen bei Gerda, im Reitgeschäft ein paar Dinge nachkaufen, die kaputt gegangen waren und so weiter. Im Flur rannte ich beinah meine Oma um. „Huch, Kind, pass doch auf! Nicht immer so hastig!“, rief sie aus und hielte mich an den Schultern fest, damit ich nicht umfiel. „Äh, 'tschuldigung. Ich hab nur heute noch ein paar Dinge zu tun.“, rechtfertigte ich mich, obwohl es gar nicht nötig war. „Kein Problem. Wie geht es Sara?“ - „Der geht’s gut, denke ich. Dylan passt schon auf sie auf.“ Ein Lächeln breitete sich auf mein Gesicht, wenn ich daran dachte, wie die beiden manchmal aneinander hingen. Irgendwie hatte Dylan einen Narren an Sara gefressen und diese schien irgendwie eine Vorliebe für meinen Freund zu haben. Umgewöhnlich, aber es war besser, als wenn sie sich hassen würden. Außerdem kam ich gut damit zurecht, sie war schließlich meine kleine Schwester, weshalb sollte ich also eifersüchtig sein. Schließlich war es auch immer noch ich, die mit dem Dunkelhaarigen das Bett teilte. „Schön, dann will ich meine geschäftige Enkelin auch nicht weiter aufhalten.“ - „Bis dann!“, rief ich über die Schulter, als ich auch schon auf der Treppe nach oben trabte.

Im Schlafzimmer zog ich mir schnell eine normale Jeans und einen dünnen Wollpullover an. Ein paar Chucks klaubte ich aus dem Flur von unter der Gaderobe auf, die ich mir auf der Treppe sitzend anzog. Dazu noch meine graue Marken-Winterjacke und ich war fertig. In flottem Tempo ging es wieder runter und ich kramte den Autoschlüssel aus meiner Jackentasche. Zielgerichtet marschierte ich zu den Parkplätzen und begegnete auf dem Weg noch einer unserer Neusten – Ilana. „Hi, Ilana.“ - „Hey, Anna.“, grüßte sie mich freundlich zurück. „Und was machst du heute?“, fragte ich neugierig, um ein wenig Small-Talk zu führen. „Mal gucken, wozu meine Kleine Lust hat.“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Irgendwie fand ich, dass sie gut zu Madame passte. Meiner Meinung nach passten aufgeschlossene, aktive Menschen, wie Ilana einer war, sehr gut zu ruhigen Pferden. Ein ruhiges Pferd und ein ruhiger Reiter waren doch eine langweilige Mischung! „Naja, dann viel Spaß! Sie dürfte übrigens auf der Koppel sein. Pass aber auf Call und Meli auf, die zoffen sich mal wieder.“ - „Geht klar.“ Zum Abschied hob ich kurz die Hand und stieg dann in meinen Touareg.
Es dauerte nicht lange, ins Dorf zu kommen, denn die Straßen waren frei und es gab keinen Gegenverkehr. Im Ortskern hielt ich an der Straße an. Von dort aus, waren alle Läden gut zu erreichen, da alles sehr zentral lag. Zuerst ging ich zum Reitladen.
„Holger?“, fragte ich in den Laden hinein und trat dann ein. „ich komme sofort, Anna!“, erhielt ich Antwort und fing schon einmal an, mich umzusehen. Ich brauchte ein paar Stricke und Halfter, da mehrere unserer wilden Pferdchen mal wieder so einiges zerlegt hatten. Das Angebotsschild kam mir gerade recht. Nylonhalfter waren gerade 30% herunter gesetzt und so nahm ich gleich mal 5 Stück mit. Dazu ein paar Stricke in den passenden Farben – lila, rot, dunkelblau, schwarz und dunkelgrün. Ich legte den Haufen aus Stricken und Halftern erst einmal auf dem Tresen ab und ging dann zu den Putzkisten. Uncut hatte seine mal wieder zerlegt. Das hatte Melody auch schon geschafft, aber Uncut hatte das Ding in Kleinstteile zerschmettert. Ich schnappte mir einfach eine schwarze Box, da ich keine Lust hatte, mir über Farben den Kopf zu zerbrechen. „So, hier bin ich.“, verkündete Holger seine Ankunft und trat hinter den kleinen Tresen. „Wie ich sehe, ist wieder einiges kaputt und zu Bruch gegangen.“ Dieser Kommentar entlockte mir nur ein müdes Lächeln. „Ja, manchmal sind Pferde grausam. Der Verschleiß von Putzkisten ist in der letzten Zeit rapide in die Höhe gegangen.“ Der ältere Mann nickte wissend und tippte auf seiner Kasse herum. „Tüte?“ - „Ja, bitte.“ Mit viel Sorgfalt und Ruhe sortierte Holger die Halfter und Stricke auseinander und legte sie behutsam in die Tüte. „Das macht dann 70 RG.“, sagte Holger und ich kramte in meinem Portemonnaie nach meiner Kreditkarte. Diese reichte ich dem Ladenbesitzer und tippte dann den Pinncode ein. „Fein.“ Mit diesen Worten gab Holger mir die Karte zurück und ich schnappte mir Tüte und Putzbox. „Bis zum nächsten Mal!“, verabschiedete er sich und ich ich erwiderte das gleiche. Holger war immer furchtbar nett und strahlte eine angenehme Ruhe auf mich aus. Ich mochte ihn und kannte ihn auch schon Ewigkeiten. Bei ihm hatte ich mein erstes Halfter gekauft und nun kaufte ich gleich fünf Stück auf einmal. Ich lebte einen Traum – scheinbar. Doch manchmal war es wirklich so anstrengend, dass man sich am liebsten ein wenig zurückziehen würde. Vielleicht würde Sara mir eines Tages damit helfen, doch bis es soweit war, würde es noch dauern. Sie musste zuerst Abi machen und sich dann neu orientieren und herausfinden, was sie wollte.

Nachdem ich die Sachen im Kofferraum verstaut hatte, ging ich in das kleine Lädchen von Gerda Heinsen. „Hallo, Gerda!“, begrüßte ich die alte Dame freundlich. „Hallo, Anna. Wie geht es dir?“ - „Kann nicht klagen. Und dir?“ - „Sehr gut, womit kann ich dir denn heute helfen?“ Ich musste erst einmal kurz überlegen, was ich überhaupt brauchte. „Ich gucke einfach mal durch die Regale, weiß selbst noch nicht, was ich brauche.“ - „Tu das, Kind.“ Gerda war irgendwie so etwas wie eine zweite Großmutter für mich. Sie war sehr gut mit meiner Oma befreundet und so hatte ich sie in meiner Ferienzeit bei meiner Oma oft gesehen. Noch heute trafen die beiden sich jede Woche Mittwoch Nachmittags zum Teetrinken und tauschten sich über alle Klatsch und Tratsch aus. Deshalb war es kein Wunder, dass das gesamte Dorf bereits 2 Tage nachdem ich mit Dylan zusammen gekommen war davon wusste. Irgendwie schlimm, aber liebenswert.
Langsam schlenderte ich durch die Reihen und packte einiges in meinen Korb, den ich mir vom Eingang mitgenommen hatte. Marmelade, Mehl, Nudeln, eine Tafel Schokolade und viele weitere Lebensmittel sammelten sich in meinem Korb. Als ich an der Kasse war, war der Korb voll. „Irgendwie hab' ich immer das Gefühl, ich kaufe viel zu viel ein, aber es gibt gewisse Menschen in meinem Haushalt, die einfach alles vernichten.“, scherzte ich und schob Gerda den Korb herüber, damit sie abrechnen konnte. „Glaub mir, das kenne ich nur zu gut. Wenn meine Enkel bei mir zu Besuch sind, denke ich auch immer, ich hätte viel, viel weniger eingekauft, als ich es habe. Und dabei kaufe ich schon viel mehr, wenn die beiden kommen.“ Ein gutmütiges Schmunzeln legte sich auf ihr Gesicht. Mit rutinierten Bewegungen gab die weiter die Preise ein und schließlich bezahlte ich. Die Einkäufe packte Gerda in einen Jutebeutel, den ich beim nächsten Mal einfach wieder mitbringen sollte, so sagte sie. „Tschüss!“, verabschiedete ich mich und hob kurz die Hand. „Bis zum nächsten Mal!“, erwiderte die alte Dame und lächelte gutmütig vor sich hin.
Auch die Einkäufe packte ich in mein Auto und ging zuletzt noch einmal zur Bäckerei, um ein Brot zu kaufen. Dann fuhr ich wieder zum Hof.

Auf dem Hof angekommen, schnappte ich mir erst die Lebensmittel und brachte sie nach oben. In der Küche räumte ich alles an den vorgesehenen Platz und trabte schon wieder die Treppe herunter, um den Rest in den Sattelkammern bei den passenden Pferden zu verteilen. So holte ich die Tasche mit den Halftern aus dem Kofferraum und ging dann erst einmal in den nahen Hengststall.
Als ich die Stallgasse betrat hörte ich den unruhigen Atem der Hengste und das Rascheln des Strohs unter ihren Hufen. Sie schienen völlig aufgelöst. Star drehte sich unruhig in seiner Box, die Nüstern geweitet. Als er mich sah, kam er erleichtert zur Boxentür und nahm mich freundlich schnaubend in Empfang. „Was ist denn los, Kleiner?“, fragte ich leise und strich ihm durch die Holzbretter der Tür über die Stirn. Doch plötzlich raschelte es und ein Futtersack mit Pellets fiel um. Star sprang erschrocken zurück und ich drehte mich auf dem Fuße um, sah aber nur noch die Tür der Sattelkammer zu fallen und wie sich der Inhalt des Sackes über den Boden ergoss. Ein verärgertes Geräusch entkam mir und ich ging langsam auf den Sack zu und richtete ihn wieder auf. In diesem Moment kam Chris durch die Tür. „Also Anna, wieso machst du sowas immer? Willst du mich beschäftigen?“, scherzte er, doch ich war leider gerade nicht für Scherze zu haben. „Haha, sehr lustig. Ich bin gerade dem auf der Spur, was die Hengste so aufregt und auch den Sack umgeworfen hat.“, grummelte ich vor mich hin und wollte gerade in die Sattelkammer gehen, als eine neue Person auf der Bildfläche erschien – Emily. Sie wirkte aus der Puste und musste kurz verschnaufen, bevor sie zum Sprechen ansetzte. „Mir ist ein Hund aus dem Tierheim entwischt. Kayra, eine eigentlich ganz liebe und schüchterne Hündin. Ich hab' sie schon überall gesucht. Wenn ihr sie findet, bringt ihr sie dann zurück?“, erklärte sie und guckte mich und Chris bittend an. „Klar, Kleine.“, antwortete er und schenkte ihr ein verführerisches Lächeln, wofür er von mir einen bösen Blick erntete. Er war furchtbar, wenn es um sowas ging. Schließlich war Emily erst 16! „Ich werd sie ins Tierheim zurückbringen, wenn ich sie finde.“, versprach ich und Emily nickte nur und joggte dann wieder los. „Die arme Kleine...“, kommentierte Chris mal ganz ernsthaft. „Wieso? Weil sie hier arbeitet und einen Fehler gemacht hat?“, fragte ich etwas empört. Die Worte von Chris hatten ja gerade so geklungen, als ob ich daran Schuld war. Doch dieser winkte nur ab. „Ach, ich finde es irgendwie... Ich denke, diesen jungen Mädchen sollten sich mal hinsetzen und noch was anständiges lernen, damit sie nicht enden wie du Anna.“ Ein Grinsen breitete sich auf sein Gesicht. „Ich mag dich auch...“, sagte ich ironisch und musste nun auch Grinsen. „So, und jetzt geh ich der Sache hier auf den Grund.“ Mit diesen Worten öffnete ich die Tür zur Sattelkammer, schlüpfte hinein und machte sie hinter mir wieder zu.

Jetzt war es vollkommen still und ich konnte nach einem Geräusch lauschen. Was auch immer ich erwartet hatte, ich hörte nichts. Vorsichtig bückte ich mich und schaute unter die Sättel, die an der Wand hingen. Ganz hinten in der Ecke entdeckte ich ein Tier. Weiß-Braunes Fell bedeckte das Tier, dass ich jetzt als Hund identifizierte. „Hey, Kleine.“, sprach ich die Hündin an, die völlig verängstigt in der letzten Ecke Schutz suchte. Aus meiner Jackentasche zog ich ein Brotleckerli und hielt es in die Richtung der Hündin. Vorsichtig schaute sie mich mit ihren honigbraunen Augen an und robte schließlich leicht vorwärst bis sich unter den Sätteln hervorkam und sich hinstellen konnte. Mit ängstlich eingeklemmter Rute kam sie zu mir, die Schnauze vorgestreckt. Ich hielt ihr das Leckerli auf der Flachen Hand hin und schließlich, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass es nichts schlimmes war, nahm sie es sanft und zog sich wieder ein Stück zurück. Knackend zerbrach es zwischen ihren Zähnen. Sie brauchte einen Moment das Leckerli ganz zu zerlegen und zu fressen, doch dann kam sie wieder zu mir. Sie hatte anscheinend Vertrauen gefasst und ließ sich jetzt von mir streicheln. „Feines Mädchen.“, lobte ich sie und strich über das weiche, feine Fell. Während ich streichelte fühlte ich nach dem Halsband und fand es schließlich. „So, hab ich dich!“ Schnell zog ich die Tüte mit der Halftern und stricken näher und angelte mir einen violetten Strick heraus, den ich in den Halsbandring einhakte. Etwas geschockt guckte mich die Hündin an und ich spürte einen Stich im Herzen. Sie hatte mir vertraut und war jetzt enttäuscht, so wirkte es. Ein bedrückendes Gefühl machte sich in mir breit. Ich konnte sie nicht zurückbringen, ich konnte einfach nicht. Außerdem hatte ich doch sowieso einen Hund gewollt. Wieso also nicht sie? Vielleicht war sie nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, doch ich war sicher, dass sie mit dem nötigen Vertrauen in mich aufblühen würde, wie eine Rose. Zu Anfang noch eine Knospe, ganz allein für sich, teilte sie später ihre Schönheit mit allen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Wieder hockte ich mich zu ihr hin und legte meine Arme um den zarten Hundekörper. „Du musst nicht mehr zurück in deinen Zwinger, Kleine. Ich nehme dich mit zu mir.“ Als hätte sie mich verstanden fing ihre Rute langsam an zu wedeln. Noch zaghaft, doch sie freute sich. Sanft schleckte sie mit ihrer warmen Zunge meine Wange entlang.
„Anna? Wurdest du von Monsterratten gefressen?“, kam schließlich Chris Stimme von draußen, was ich als Anlass nahm zu ihm heraus zu kommen. „Oh, doch nur ein Hund. Puh, ich hatte schon vor mit einer Mistgabel bewaffnet reinzustürmen.“ Ich musste lachen. „Nein, sie ist eine ganz Liebe. Ich glaube, das ist auch der Hund, den Emily gesucht hat. Aber ich habe beschlossen, sie zu behalten.“ Chris seufzte und schüttelte den Kopf. „Frauen...“ Damit hatte er sich einen Knuff in die Seite verdient. Grinsend marschierte ich nun aus dem Stall mit der Hündin neben mir an der Leine. In einem lockeren, losgelösten Trab ging sie neben mir her und guckte sich die Gegend an. Nun musste ich aber erst einmal zum Tierheim, um alles weitere zu klären.

„Kayra, da bist du ja wieder!“, rief Emily freudig aus, doch die Hündin wirkte skeptisch, was ich durchaus verstehen konnte. „Ich hab sie in der Sattelkammer im Hengststall gefunden.“, erklärte ich ihr, ließ aber die Unruhe aus, die die Kleine gestiftet hatte. Die Brünette kam nun auf mich zu und wollte mir den Strick abnehmen, doch ich schüttelte nur den Kopf. „Ich habe beschlossen, sie zu mir zu nehmen, Emily. Sie wirkte so unglücklich und ich denke, ein Mensch, in den sie Vertrauen haben kann, ist genau das, was sie braucht. Ein Rudel eben, auf das sie Acht geben kann und das auf sie Acht gibt.“ Ein erfreutes Lächeln breitete sich auf das Gesicht der 16-jährigen. „Das ist toll. Ich such dir das Formular aus den Unterlagen und Luka kann dir alles bringen, was zu Kayra gehört.“, meinte sie zu mir und lief auch schon los. Ich wartete vorerst draußen, da sich Kayra auch kein Stück bewegen wollte. Anscheinend hatte sie sonst die Befürchtung, wieder eingesperrt zu werden. Beruhigend streichelte ich ihr den Kopf, bis Luka kam und mir die Leine und ein kleines Stoffschaf überreichte. Das Schaf sah nicht wie erwartet abgeliebt, sondern ziemlich sauber aus. Als Luka meinen skeptischen Blick bemerkte lachte sie. „Die Kleine geht sehr sorgfältig damit um. Sie behandelt es fast wie einen Welpen – putzt es und beschützt es.“ Schmunzelnd schaute ich zu Kay hinunter, die ungeduldig zu mir aufblickte. „Hier!“, sagte ich und gab ihr das Stoffschaf, das sie vorsichtig ins Maul nahm. Die Leine brauchte ich eigentlich gar nicht, also gab ich sie Luka erst einmal zurück. „Ich mache wohl nochmal einen kleinen Spaziergang und kaufe ihr gleich eine neue Leine mit Halsband. Das Halsband bring ich dir dann später wieder.“ - Alles klar.“ Emily kam jetzt schon wieder mit einem Formular, einem Stift, dem Hundepass und Impfpass. Ich unterschrieb das Formular und nahm dann die Pässe entgegen. „Ich denke, eine Umfeldsbesichtigung ist ja nicht nötig, wenn er zu dir kommt.“, meinte Emily abschließend. Ich schüttelte nur den Kopf und dann verabschiedeten wir uns auch schon.

„Dylan?!“, rief ich durch die Wohnung, während ich noch im Flur stand und mir die Schuhe und Jacke auszog. „Ich bin in der Küche.“, kam es zurück. Mit einem Lächeln schaute ich durch den Türrahmen. Kayra hielt ich auf der anderen Seite in Schach, damit Dylan sie noch nicht sah. Ein verschmitztes Lächeln breitete sich auf mein Gesicht und natürlich merkte mein Freund sofort, das etwas faul war. Fragend legte er leicht den Kopf schief und hob eine Augenbraue. „Was würdest du sagen, wenn wir jetzt einen Hund hätten... ohne, dass ich das abgesprochen hab.“ Etwas verlegen kaute ich auf meiner Unterlippe herum. „Das ist jetzt nicht dein Ernst.“, lachte Dylan und schien das wirklich für einen Scherz zu halten, doch dann trat ich zur Seite und ließ Kay in die Küche gucken. Der Dunkelhaarige guckte mich ungläubig an. „Das ist ja... Eigentlich... Also eigentlich hätte mir das klar sein müssen. Du bist verrückt, weißt du das?“ Er lachte, ein gutes Zeichen. Dann beugte er sich runter und guckte die Hündin auffordernd an, die jedoch noch etwas schüchtern wirkte. „Na, komm, Kleine!“, sprach er sie aufmunternd an und schnalzte leicht mit der Zunge. Zögerlich trat sie vor und schließlich schmiegte sich ihr Kopf in Dylans Hand. „Gutes Mädchen...“, flüsterte er und streichelte sie vorsichtig.
Als man sich nun berochen und kennen gelernt hatte, ließ ich Kayra von der Leine. Mit gesenkter Nase tapste sie durch die gesamte Wohnung und schnüffelte alles ab, was ihn vor die Nase kam. „Star war heute übrigens ziemlich brav. Ich hab nicht viel gemacht, sondern nur ein bisschen Schritt, Trab, Galopp und dann bin ich mit ihm eine kurze Runde ins Gelände – nichts wildes also.“ Ich nickte nur und beobachtete Kayra verliebt. „Irgendwie scheine ich nur noch die zweite geige zu spielen.“, brummelte Dylan vor sich hin. „Was hast du gesagt?“, fragte ich nach ungefähr fünf Sekunden Pause. Das Lachen von Dylan holte mich aus meiner Trance. „Ich sagte, ich würde nur noch die zweite Geige spielen.“ - „Ja, kann durchaus sein.“ Ich lachte und setzte mich dann auf Dylans Schoß. Sanft legte ich meine Lippen auf die seinen und legte diesmal etwas mehr Leidenschaft hinein, als heute morgen. „Ja, so gefällt mir das schon besser.“, flüsterte er an meine Lippen und fuhr mit einer Hand meinen Rücken hinunter, was mir einen wohligen Schauer den Rücken hinunter jagte. Das war für mich das Zeichen, mich zu lösen, sonst kam ich nicht mehr dazu, was ich eigentlich tun wollte. Ein enttäuschtes Geräusch entkam meinem Freund, doch er wurde das schon verkraften. „Sag mal, musst du nicht heute auch arbeiten?“, neckte ich ihn und er blickte nur düster drein. „Ja, aber erst heute Abend. Hach, immer Abends weg und dann bekomm ich tagsüber nur so wenig von dir ab.“ Er seufzte. „Nimm's nicht so schwer. Morgen früh hätte ich etwas Zeit für dich.“ Ein spielerisches Lächeln zeigte sich auf meinen Lippen. „Ich werd' dich dran erinnern!“

„Komm, mein Mädchen.“, forderte ich Kayra auf mir zu folgen und sie trottete sofort los. Die Leine - oder eher der Strick – hing locker durch. Als ich gerade den Parkplatz passieren wollte, musste ich stoppen – weil mich jemand rief. „Anna!“, schallte es vom Ende des Parkplatzes zu mir herüber und als ich mich herumdreht sah ich jemanden, den ich schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Freudentränen stiegen in mir auf. „Gott, Alex...“, flüsterte ich und konnte mich nicht bewegen, nur in die Richtung starren, aus der der großgewachsene Blonde kam. Ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht als er auf mich zu kam. Kayra verkrümelte sich lieber hinter mir und guckte schüchtern zu dem Großen. „Nicht weinen, Schätzchen, das steht dir nicht.“, lachte er und schloss mich in die Arme. Ich legte meine Arme um ihn und war einfach nur überglücklich ihn zu sehen. „Wo warst du die ganze Zeit? Keine Ahnung, ich dachte du wärst in Australien irgendwo draufgegangen oder so.“, schluchzte ich und drückte ihn nur fester an mich. „Sch, jetzt bin ich ja wieder da.“, redete er beruhigend auf mich ein und hielt mich einfach nur in seinen Armen.
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#2 Irony Of Fate
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