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 #1 Eine unerwartete Neuigkeit - Part 1

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Anna
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BeitragThema: #1 Eine unerwartete Neuigkeit - Part 1   #1 Eine unerwartete Neuigkeit - Part 1 Icon_minitime1Mo Dez 02, 2013 6:52 am

Meine Lider flatterten, schlossen sich, doch dann riss ich sie wieder auf und starrte nach vorn an die Tafel. Zahlen, Gleichungen und lauter Variablen, die einen irgendwie dazu bringen sollten, die Weite des Schlages eines Tennisspielers auszurechnen. Mein Physiklehrer laberte die ganze Zeit unverständliches zeug, das nur ein Bruchteil der Klasse überhaupt verstand. Beim Blick auf die 5 auf meiner arbeit war es unschwer zu erkennen, zu welchem Teil ich gehörte. Verteidigend dazu zu sagen wäre, dass es eine 5+ ist, aber mehr dann auch nicht. Hätten wir nicht die Arbeit der Parallelklasse gehabt, wäre es ein Disaster geworden – also 6. Aber grundsätzlich ging mir Physik am A**** vorbei und würde für mich auch im gesamten späteren Leben keine Bedeutung mehr haben.
"Hast du irgendeine Ahnung, was der labert?", fragte ich meine Sitznachbarin und gleichzeitig beste Freundin Emma. Diese brummelte nur etwas kurzes, unverständliches und schrieb dann weiter ab. Ich verdrehte die Augen. Vielleicht war das aber auch der entscheidende Unterschied, der ihr zu einer 3 verholfen hatte, wo es für mich eben nur für eine 5 gereicht hatte. Egal, bald war ich es los. Ich sehnte mich nach dem Augenblick an dem ich meinem Physiklehrer 'Tschüss' sagen konnte – für immer. Aus voller Langweile schnappte ich mir ein Blatt und tat so als würde ich abschreiben. Was ich eigentlich tat, war gegen die Müdigkeit ankämpfen und die Augen offen halten und kleine Herzchen, Blümchen und Buchstaben auf das Blatt zu kritzeln.

Am Ende der Stunde war das Blatt fast voll. Sobald der Gong ertönte brach der normale Lärm los, den herumgeschobene Stühle und in ihren Taschen kramende Schüler verbreiteten. Ehe mein Physiklehrer einen Blick im Vorbeigehen auf mein Blatt erhaschen konnte, klappte ich den Block zusammen und ließ ihn in meiner Tasche verschwinden.
"Freiheit!", rief ich aus, als wir – das bedeutete Emma, Lea, Melanie und ich – draußen auf dem Flur standen. Emma räusperte sich, Lea und Meli grinsten vor sich hin. "Tschüss, ihr Vier!", hörte ich die Stimme unseres Lehrers hinter uns. "Scheiße...", fügte ich leise hinzu und setzte mich in Bewegung zu unserem Klassenraum.
Meine Tasche landete auf meinem Tisch in der ersten Reihe, ich kramte eine Tüte mit einem Hörnchen heraus und setzte meinen Weg dann zur Fensterbank fort. Die Fensterbank war unser neuer Treffpunkt geworden. All die Jahre hatten wir ohne eine solche verbringen müssen und jetzt wurde sie von uns jede Pause belagert – und von ein paar Jungs. Aber die störten nicht weiter. Weniger elegant als gewollte hiefte ich mich rückwärts hinauf und stellte meine Füße auf der Heizung ab, den Kopf lehnte ich an die kühle Fensterscheibe. Emma setzte sich neben mich, Melanie auf ihren Platz, der direkt vor der Fensterbank war und Lea auf einen Tisch neben der Heizung. "Meinst du, er gibt dir noch ne 4?", fragte Emma besorgt. Mir war das ziemlich egal, was der Kerl mir gab, aber um Emmas Sorge zu vertreiben, gab ich mich optimistisch. "Klar, so schlecht bin ich nun im mündlichen auch nicht." Wir wussten alle, dass das nicht stimmte, aber das war jetzt egal. Lustlos rupfte ich ein Stück von dem Hörnchen ab und steckte es mir in den Mund. Noch 2 Stunden, dann war ich frei, denn heute war Freitag!

Wenn ich behaupten würde, dass die beiden Stunden Deutsch, wie im Flug vergingen, wäre das die größte Lüge überhaupt. 90 Minuten konnten sich hinziehen, wie ein zähes Kaugummi, wenn man nur den richtigen Lehrer hatte. Und den hatten wir – Herr Mitmann, alt, langweilig und irgendwie übermotiviert. Er wiederholte sich ständig, versuchte uns zu ändern und unternahm gern langweilige Exkursionen ins Theater oder auch auf den Weihnachtsmarkt. Zu allem Überfluss, war er unser Klassenlehrer. Allerdings fiel die Weihnachtsmarkt-Sache eher unter Klassenlehrer als unter Deutschlehrer und eine passende Ausrede hatte mich vor diesem Treffen bewahrt.
"Sara?" - "Ja, was?", fragte ich schockiert über die Tatsache, das man mich angeredet hatte, und starrte meinen Deutschlehrer an. "Ich sagte, du sollst mir deine These vorlesen, die du herausgearbeitet hast." Schweigen meinerseits. "Gut. Emma, hast du irgendetwas?" Natürlich hatte Emma eine These und las sie auch vor. Ich hatte mal wieder keinen Durchblick, was wir hätten rausschreiben sollen, aber das war mir egal – es war Freitag. Freitage waren eben so eine Sache. Die Lehrer waren mittlerweile total motiviert, doch ich hatte meinen Wochenhöhepunkt (Dienstag) schon lange hinter mir gelassen.

Endlich raus aus der Schule und auf dem Weg nach hause. Emma, Meli und auch Lea wohnten in der anderen Richtung, deswegen durfte ich meinen Nachhauseweg allein antreten. Mein Heimatdort: Ein kleines Kaff am Arsch der Welt an der Nordsee. Aber natürlich nicht das Kaff mit dem Reitstall, auch nicht das Kaff mit dem Supermarkt, Tanzschule, Restaurants und dem ganzen Scheiß, das man brauchen konnte. In meinem Dorf gab es nichts, nicht einmal einen Kaugummiautomaten... Okay, doch wir hatten einen, aber das war auch alles.
"Ich bin zuhause!", schrie ich durchs ganze Haus und ließ meine Tasche neben der Treppe fallen. "Schön, Schatz!", kam die Antwort aus dem Wohnzimmer. Wenige Augenblicke später erschien meine Mum im Türrahmen. "Und hast du irgendwelche Klausuren zurück bekommen?" Ich nickte nur, kramte kurz in meiner Tasche und hielt ihr die 5 unter die Nase. "Ja, was soll ich dazu noch sagen. Aber irgendwie war mir das ja auch klar.", kommentierte sie meine Note nüchtern und sachlich und ging dann in die Küche. Ich folgte ihr.
"Eigentlich hast du es ja nicht verdient, aber ich gebe dir trotzdem etwas.", meinte sie und holte einen aufgeschlitzen Briefumschlag hervor. "Von Papa?", fragte ich nur und sie nickte. Neugierig, was darin war, holte ich den Brief heraus und fing an zu lesen:

"Liebe Sara,
es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht mehr gemeldet habe. Ich hoffe, dir geht es gut und es läuft in der Schule einigermaßen. Selbst wenn es das nicht tut, mach dir keinen Kopf deswegen. Eigentlich wollte ich dir aber mitteilen, dass ich in Deutschland einen Job ganz bei euch in der Nähe bekommen habe und euch bald besuchen kann. Und wie ich feststellen musste, als ich mit meiner Ex-Frau vor deiner Mutter geredet habe, wohnt meine erwachsene Tochter und deine Halbschwester ganz in der Nähe. Genaueres habe ich deiner Mutter schon erzählt und ihr fahrt sobald es geht zu ihr, du wirst dich über diese Verwandtschaft nämlich bestimmt freuen.
Liebe Grüße,
Papa"

Fragend blickte ich meine Mutter an. "Hä?", machte ich und legte dann erst einmal den Blick weg. "Sollte ich jetzt sagen: 'Oh, jippi, ich habe eine Halbschwester!'?" Mum guckte mich mit einem Schmunzeln an, schüttelte den Kopf. "Nein, aber du wirst dich trotzdem freuen, wenn wir heute zu ihr fahren. Sie ist eine sehr nette, junge Frau und freut sich schon, dich kennen zu lernen. Du bist nämlich die einzige Verbindung, die sie seit 17 Jahren zu ihrem Vater hatte."
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